Die Stunde des Recycling

Exito VerdeAm 3. Dezember fällt der Startschuss für die Operation Recycling in Bogota. Ein Meilenstein in der Geschichte der kolumbianischen Abfallentsorgung?

Die Idee ist es, dass ab diesem Stichtag alle Haushalte ihren Müll trennen. Dieser wird einmal in der Woche von der Müllabfuhr abgeholt (ruta selectiva) und zu der entsprechenden Recyclingstelle gebracht. Was für mich als Deutsche ganz normal erscheint – das Trennen von Müll nach Papier, gelber Sack etc. – hört sich hier im ersten Moment leichter an als es meiner Meinung nach wird.

Umweltschutz was ist das? Immer noch werfen viel zu viele Menschen ihren Abfall auf die Straße oder in die Flüsse. Laut einer Aussage von der Tageszeitung „El Tiempo“ landet der Müll von 56 % der urbanen Bevölkerung (urbane Bevölkerung = 60 % der Bevölkerung Kolumbiens) in der Landschaft und 5 % in den Flüssen. Dies verursacht diverse Probleme für die Umwelt: Von Verschmutzung über verstopfte Abwasserkanäle bis hin zu gesundheitlichen Probleme der Bevölkerung. 5 Jahre „Erziehung“ wurden benötigt, um den Menschen beizubringen, dass sie an drei Tagen in der Woche, an denen die Müllabfuhr kommt, ihren Müll rausstellen sollen. Und nun soll in wenigen Wochen ein Bewusstsein für Recycling erreicht werden?!

Die Fundación Exito Verde beschäftigt sich nun schon seit 6 Jahren mit dem Thema Recycling und weiss von den Problemen rund um das Thema – esonders über die Langfristigkeit einer Bewusstseinsveränderung in Bezug auf Umweltaspekte.

Seit 3 Jahren sind sie in Manitas (Gebiet von Ciudad Bolivar in Bogota) tätig und versuchen genau das zu erreichen, was jetzt für die anstehende „Operation“ benötigt wird: Umwelterziehung und –bildung. Der Prozess ist langwierig und kostet Kraft und Geduld, das haben die beiden Leiterinnen der Fundación am eigenen Leib erfahren. Verständlich zu machen, warum man sein Bonbonpapier nicht einfach auf der Straße fallen lässt oder seine leere Colaflasche nicht aus dem Fenster des Bus wirft – ist nicht leicht.

Mit Fragen wie: „Welchen Wert hat eine Plastikflasche oder eine weggeworfene Zeitung?“ werden die Bewohnern von Manitas herausgefordert. Das Prinzip der Stiftung funktioniert wie das der Recicladores (Diese sammeln Müll auf den Straßen ein und bringen es zur Recyclingstelle, wo sie Geld dafür bekommen.) Zweimal im Monat können die Menschen ins Gemeindezentrum kommen, um dort ihr „Wiederverwertbares“, das sie von zu Hause mitbringen oder von der Strasse, den Gärten etc. aufgelesen, abzugeben. Patricia und Rosalba von Exito Verde erläutern ihnen dann genau, wie der Müll getrennt wird, welche Materialien wieder verwertbar sind und welche nicht. Für ihr Recyclingmaterial erhalten die Einwohner Manitas dann Kleidung oder Lebensmittel. Des Weiteren wird durch das Projekt „Arte Residual“ (Recyclingkunst) gezeigt, welcher Wert neben Geld bzw. Kleidung/Lebensmittel noch in diesen besonderen Materialien steckt. So werden z.B. Glasuntersetzer aus Natur- und Recyclingmaterialien (Blüten, altes Brot, gebrauchte CDs etc.) oder Recyclingpapier hergestellt.
Die Stiftung hat in ihren 3 Jahren Arbeit erreicht, dass sich 150 Menschen in ihr Programm eingeschrieben haben und die meisten von ihnen konstant mithelfen. Eine Gruppe von Omis und Opis und eine Gruppe Kinder nehmen an Schulungen zu Umweltbildung teil. Ein langwieriger Prozess, der Kontinuität aber vor allem die Aufklärung, Bewusstseinsveränderung und Bildung der Menschen erfordert.

Man könnte fast schon sagen, dass eine Kultur, ja eine Angewohnheit, die sich über Jahre gefestigt hat, nun verändert werden muss.

Ein weiteres Problem, was eng an das Bewusstsein und an die persönlichen Gewohnheiten geknüpft ist, ist dass das Trennen des Mülls freiwillig passiert.

Wahrscheinlich wäre es ratsam gewesen schon vor einem oder 2 Jahren eine riesige Aufklärungskampagne zu starten. Von dem Programm „Si todos reciclamos, todos ganamos“, das es seit 2 Monaten gibt, hat bisher kaum ein Bogotaner gehört.

De Arbeit von Exito Verde wird also immer wichtiger – insbesondere im Hinblick auf den Stichtag 3.12. Wenn Ihr helfen möchtet, dass Umweltbewusstsein in Kolumbien zu stärken und die Menschen in Manitas zu unterstützen – könnt Ihr Euch direkt an Exito Verde wenden (gerne auch in deutsch).

fundacion_fev@yahoo.com
http://www.geocities.com/exitoverde/

Eure Hilfe könnte so aussehen:
– Patenschaften
– Geldspenden
– Sachspenden
– Know-How
– Mund-zu-Mund-Kommunikation 😉

Eine andere Frage, die sich außer der beschriebenen Problematik für mich stellt ist: Was passiert mit den Recicladores, wenn das Recyclingsystem einmal laufen sollte? Sie verdienen ihren Lebensunterhalt mit dem Aufsammeln und Trennen von Müll. Wird für sie noch genug „Arbeit“ vorhanden sein, wenn sich das System erst einmal durchgesetzt hat?