Nachrichtensplitter Kolumbien
In den letzten beiden Tagen überschlugen sich die Ereignisse, hier eine kleine Übersicht:
– die kolumbianische Zeitschrift „Semana“ veröffentlicht einen Artikel über die Machenschaften der inhaftierten Paramilitärs im Hochsicherheitsgefängnis in Medellin. Demnach betreiben die Inhaftierten vom Gefängnis aus weiterhin ihre illegalen Geschäfte, dazu tauchen Tonaufnahmen der Häftlinge auf (Quelle: semana.com)
– der Generalstaatsanwalt setzt die Verhaftung von insgesamt 20 Politikern an, sechs davon Kongressabgeordnete. Die Verhafteten kommen von verschiedenen Parteien, sowohl von der Opposition, als auch von den Regierungsparteien. Die sechs „Congresistas“ hatten 2001 ein gemeinsames Dokument mit den Chefs der Paramilitärs unterschrieben. Bislang hatten sie die Vorwürfe abwehren können mit der Begründung sie wären zu den Unterschriften gezwungen worden. Anscheinend hat die Staatsanwaltschaft neue Beweise gesammelt, evtl. aus den Zeugenaussagen der inhaftierten Paramilitärs. Noch vor einer Woche hatte Vizepräsident Francisco Santos vermutet, dass 30 bis 40 Politiker in den Para-Skandal gezogen werden würden (und wurde dafür heftigst beschimpft), es scheint er würde recht behalten. (auch zu lesen beim Standard.at)
– Tonaufnahmen – zweiter Teil: die Tonaufnahmen der Paramilitär-Häftlinge wurden von der Polizei mitgeschnitten. Wie die kurzfristigen Ermittlungen ergaben wurden nicht die Häftlinge abgehört sondern Journalisten und auch Politiker der Regierung und der Opposition, seit zwei Jahren. Das bedeutet bereits zum Zeitpunkt der Wahlen letztes Jahr. Was die Hintergründe für diese Geheimaufnahmen sind, ist noch unklar. Präsident Alvaro Uribe und Verteidigungsminister Juan Manuel Santos trafen sich angesichts der Krise gestern Abend. Im Anschluss teilter der Verteidigungsminister mit, dass der Polizeidirektor von seinen Aufgaben befreit worden ist. Es wurden umfangreiche Aufklärungsarbeiten angekündigt. (Quelle: El Tiempo)
– Tonaufnahmen – dritter Teil: Juan Manuel Santos kündigte heute an, dass die Tonaufnahmen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Sollte sich herausstellen, dass ein oder mehrere Paramilitärs tatsächlich den Stimmen der Tonaufnahme entsprechen sollten, würden sie die Vorzüge des Gesetztes Justicia y Paz (was das genau ist, werden wir in den nächsten Tagen erläutern) verlieren und der gewöhnlichen Justiz überstellt werden (Quelle: W-Radio und semana.com)
– heute kam es zu den lang erwarteten Aussagen des ehemaligen AUC-Führers Salvatore Mancuso. Die Hauptaussagen richteten sich gegen drei ehemalige Generäle der kolumbianischen Armee (semana.com) Im Artikel von El Tiempo wird dagegen von Aussagen gegen Uribes Regierung gesprochen: So gab Mancuso an, dass es zwei Treffen mit dem Vizepräsidenten Francisco Santos und zwei weitere Treffen mit Verteidigungsminister Juan Manuel Santos gehabt zu haben. Außerdem sprach er davon, sich mehrmals mit Senator Mario Uribe getroffen zu haben, einem Kousin von Präsidenten Alvaro Uribe.
Die Paras hatten und haben einen unglaublichen Einfluss in der kolumbianische Politik, das ist seit vielen Jahren bekannt, politische Opfer gab es bislang aber fast keine. Das Kartenhaus der Paras scheint nun aber in sich zusammenzubrechen. Wollen wir es hoffen.
Kolumbien-Blog Artikel zum Thema:
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