Der Mindestlohn, nur ein Armutsindikator

Ab Jahr 2008 werden ungefähr 1,6 Millionen Kolumbianer ein monatliches Mindestlohn von $ 461.000 kolumbianische Pesos verdienen, das heisst US$ 242.6 (Wechselkurs U$ 1 = COL$ 1.900). Ein Mindestlohn, der von der Regierung zum zweiten mal für den privaten Sektor festgelegt wird, da sich Unternehmer und Gewerkschaftler für die Erhöhung desselben nicht einigen konnten. Der Mindestlohn für den offiziellen Sektor wird spáter festgelegt;es richtet sich deutlich nach dem ersten.

Das Paradox dabei ist dass dieser Mindestlohn nie einmal für die Hälfte der „Canasta Familiar“ zu erwerben reicht, eine Liste von Gütern und Dienstleistungen, die nach offiziellen Rechnungen von einer Familie monatlich nachgefragt werden können und im Jahr 2007 U$ 484,21 entsprach. Also, wenn in der Familie nicht mindestens zwei Personen arbeiten, liegen die Mitglieder zweifellos in Armut.

Daher ist der festgelegte Mindestlohn nicht gerade eine Lösung gegen die Armut. Aber man muss zugeben, dass die Lage sich in den letzten Jahren verbessert hat und ein gewisses Gleichgewicht zwischen Mindestlohn und Inflation stattfindet. Die jetzige Erhöhung von 6,4% soll wenigstens die projizierte Inflation für das Jahr 2008 entsprechen, was nach dem Staatsbank (Banco de la República) höchstens 4,5% sein wird.

1989 musste sich jeder Arbeiter damit abfinden, dass der neue Mindestlohn für die ersten drei Monate reichen würde. Die ungesprochene Norm war auf Kredit zu kaufen und sich auf die Prämie von Juni halten. Ende der 80er Jahren fand der Inflationsrekord in Kolumbien statt: 32,4%, während der Mindestlohn nur 26% erhöht wurde.

Seit dem findet eine allmähliche Reduzierung der Inflationsrate statt, die vor zehn Jahren zu 17,7% erlangte, fast die Hälfte der vom Jahr 1989. Gleichzeitig war die Erhöhung des Mindestlohns mehr oder weniger grösser als die Inflation. Die Lage hatte sich zumindest in runden Zahlen geändert.

Aber andere Aspekte machen die ökomische Lage von einem grossenTeil der Kolumbianer deutlicher. Mehr als 5 Millionen Kolumbianer, etwa 56.6% der Arbeiter in den 13 wichtigsten Städten, sind im informellen Sektor tätig: Die Allesmacher vom „Rebusque“. Ihre soziale Sicherheit ist daher „unsicher“: Nicht einmal 15% von ihnen hat Recht auf Pension und ein wenig mehr als eine Million hat keine Gesundheitsversicherung. Besorgniserregend ist aber das 16,8% dieser informellen Arbeiter, ein Studium haben.

Offizielle Angaben zur Arbeitslosigkeit zeigen eine deutliche Verbesserung: nicht lange her hatte Kolumbien zwischen 18% und 21% Arbeitsloser; heute sind es nur ungefähr 9.4%. Dies darf aber nicht überschätzt werden, weil hier nicht die Arbeiter vom informellen Sektor gezählt werden. Daher die Überraschung des Vorsitzenden vom Gewerkschaftsbund CGT, Julio Roberto Gómez: „Die Regierung lebt in einer garciamarquianischen Realität oder im Wunderland“, sagte er und berichtete wie grosse Unternehmen des Textiliensektors und der Blumenindustrie, neulich die Genehmigung für die Einstellung von mehr als 700 Arbeiter an die Regierung beeintragt hatten.

Angaben u.a. bei http://www.polodemocratico.net/Indigencia-y-salario-minimo?var_recherche=Salario%20Minimo