San Cipriano – verschlafenes Juwel im Dschungel

Wenn man sich von Cali aus Richtung Pazifikküste aufmacht, haben die meisten Reisenden den bekannten Hafen Buenaventura oder eines seiner benachbarten Küstenstädtchen im Sinn. Etwa 30 Minuten vor Buenaventura jedoch liegt ein weit weniger beachteter, dafür aber äußerst reizvoller kleiner Ort: San Cipriano. Um ihn zu finden, muss man einfach auf der Ãœberlandstraße bei Córdoba aussteigen und den Hang hinunterlaufen; dort trifft man auf einen Strang alter Eisenbahnschienen. Denn San Cipriano erreicht man nicht wie die meisten Städte – auf dem Festland – durch eine Straße, nein; stattdessen führt lediglich ein alter Schienenstrang von Córdoba zu dem im grünen Walddickicht versteckten Städtchen. Aber auch ein Zug fährt nicht mehr wirklich häufig, so dass die Einwohner San Ciprianos das Transportwesen selbst in die Hand genommen haben.

Holzschienenwagen nach San CiprianoDa gibt es nun kleine Gefährte, eigentlich nur Plattformen aus Holz zusammengebastelt mit einer Bank darauf, drei Schienenrädern unten dran sowie einer freien Stelle, die dem Hinterrad eines Motorrads vorbehalten ist. Dieses wird nämlich auf das Holzgefährt gesetzt, so dass das Hinterrad des Motorrads auf der radfreien Stelle der Schiene aufliegt. Nun kann es losgehen… Und das tut es auch, denn die Fahrt auf den Holzschienenwagen bläst einem erfrischenden Wind ins Gesicht. Nach einer 15-20-minütigen Fahrt durch üppig-grüne Landschaft kommt man am Eingang des Dorfes an, wo man einen kleinen Obolus von 1.500 Pesos (ca. 50 Cent) an das Forstschutzgebiet der Flüsse Escalerete und San Cipriano zahlt. Dann kann man den Ort, der aus lediglich zwei Straßen und fast ausschließlich aus Holzhäusern besteht, betreten.

Fluss San CiprianoHauptattraktion ist der glasklare, grünlich schimmernde Fluss, zu dem sich eine von San Ciprianos Straßen parallel entlangschlängelt. Hier kann man baden oder sich für ein paar Stunden einen Autoreifen ausleihen, um sich von weiter oben am Flusslauf langsam, aber genüsslich hinunter treiben zu lassen. Ebenso findet man, wenn man flussaufwärts aus der Stadt hinausläuft, in unregelmäßigen Abständen kleine Pfade zum Flussufer, wo sich ungestörte Badestellen verstecken.

Straße in San CiprianoDes Weiteren hat San Cipriano eine Reihe Restaurants zu bieten, die allerdings nicht zu jeder Stunde in Betrieb sind. Denn das Dörfchen zeigt sich fast die ganze Woche ruhig und verschlafen; dazu gibt es natürlich auch keine Autos, lediglich ein paar Motorräder! Nur an Sonntagen oder langen Wochenenden, wenn (hauptsächlich kolumbianische) Touristen aus Cali, Buenaventura oder anderenorts anreisen, kommt mehr Leben in die Straßen. Dann füllen sich die Gaststätten und Badestellen, Musik spielt und Fisch und typisches Übernachtungsquartier in San Cipriano Fleisch auf den Grills brutzeln auf Hochtouren. Übernachten kann man in einem der vielen Holzzimmerchen, die überall vermietet werden (Doppelzimmer ca. € 5-7/Nacht). Rustikal, aber völlig ausreichend – nur achtet auf einen Ventilator, falls euch die küstennahe Tieflandschwüle zu schaffen macht!

Mit den Holzgefährten kommt man dann wieder zurück nach Córdoba, wo man die Überlandstraße zwischen Cali und Buenaventura erreicht und mit etwas Warten ohne größere Probleme einen der Minibusse von oder nach Buenaventura mit Winken zum Anhalten bewegen kann. San Cipriano, für ein paar Tage Kurzurlaub oder einen Zwischenstopp von/nach Buenaventura wärmstens zu empfehlen!