Nahrungssicherheit in einem Tresor?

Die Vielfalt von Maiskolben, indianische Kinder im Norden KolumbiensMehr als die Hälfte der Samen, die in den letzten 40 Jahren im Internationalen Zentrum für tropische Landwirtschaft (CIAT) in Palmira, Kolumbien, aufbewahrt waren, werden demnächst nach Longyearbyen, einer Insel des Archipels Svalbard in Norwegen geschickt. Sie entsprechen einem Teil des Sicherheitsvorrats für zukünftige Generationen, der in einem Tresor für die Menschheit aufbewahrt wird.

Maniok, rote Bohnen und Gräser werden 10 Meter unter der Erde bei einer Temperatur von -18°C zusammen mit mehr als 200.000 verschiedenen tropischen Samen aus Afrika, Asien und Lateinamerika aufbewahrt, was die Nahrungsmittelproduktion der Menschheit sicher stellen soll.
Der Wert solcher aufbewahrten Samen ist schon mehrmals bewiesen worden, wie im Fall des Orkan Mitch, der 1998 die Bohnenproduktion in Honduras und Nicaragua vollständig ausrottete. Den Bauern dieser Ländern wurden Samen aus Palmira geschickt.

Eine solche Maßnahme ist zweifellos wichtig angesichts der immer häufiger auftretenden, globalen, negativen Folgen des Klimawandels, meiner Meinung nach jedoch ebenso widersprüchlich, wenn nicht lückenhaft.

Einerseits, weil die Verbreitung von hybriden und genmanipulierten Samen fortgesetzt wird, andererseits, weil nativen Völkern, die noch eine Vielfalt von Samen benutzen und ihre natürliche Bewahrung bzw. Mutationen sichern, zum Verbrauch hybrider Samen durch globale Märkte und Agrarpolitik gezwungen werden bzw. ihre (und unsere?) Nahrungssicherheit und –selbstständigkeit gefährdet wird.
Die Frage wäre dann, welche Lage wird erwartet, um die in Norwegen aufbewahrte Samen zu benutzen?