Der Kriegsdrohung folgt die diplomatische Schlacht

Die Botschafter der Organisation Amerikanischer Staaten -OAS- trafen sich heute Nachmittag zu einer Sondersitzung um über den Übergriff kolumbianischer Truppen auf ecuadorianisches Staatsgebiet zu befinden. Dabei geht es nicht um die Frage um Kolumbien Ecuadors Staatsgebiet verletzt hat oder nicht, da Kolumbien dies bestätigt und sich mehrere Male bei der Regierung Correas entschuldigt hat. Es geht vielmehr darum, ob Kolumbiens Übergriff unrechtmäßig aber verständlich oder unrechtmäßig und verwerflich war.

Kolumbien begründet seine Position damit, dass es die Aufgabe jeden Staates ist, terroristische Organisationen zu verfolgen und bekämpfen. In Berufung auf den Artikel 51 der Carta der Vereinten Nationen, beanspruchen die Kolumbianer das Recht auf eine gerechtfertigte Verteidigung. Zusammen mit den Beschlüssen 1368 und 1373 versuchen sie, die von der UNO an ihre Mitglieder delegierte Aufgabe den internationalen Terrorismus zu bekämpfen, als Rechtfertigung ihrer Verletzung der staatlichen Hoheit Ecuadors zu konstruieren.

Ecuador ist mit der Entschuldigung Uribes nicht zufrieden, da es der Meinung ist, dass Uribe es nicht ernst meint. Er hätte den Präsidenten Correa bei der ersten Meldung über den wahren Hergang belogen und auch die offizielle Entschuldigung durch den kolumbianischen Aussenminister sei nicht ernst gemeint gewesen. Nur eine halbe Stunde nach der Entschuldigung und ihrer vehementen Ablehnung durch Correa, habe der kolumbianische Staat begonnen, durch Dokumente, die angeblich aus Reyes Computer stammen sollen, eine Zusammenarbeit Correas mit der FARC nach weisen zu wollen.

Doch die OAS gibt der staatlichen Hoheit und der Unverletzbarkeit der Grenzen einen höheren Stellenwert. Daher darf die kolumbianische Demokratie es vor diesem Gremium sehr schwer haben und zieht es vor, sich vor der UNO verantworten zu müssen. Gerade die Beschlüsse 1368 und 1373 werden von Venezuela und den ihm nahe stehenden Staaten sehr kritisch gesehen, da sie von der UNO als Reaktion auf die Attentate des 11 September 2001 erlassen wurde. Sie dienten der USA als Legitimierung ihres Angriffs auf den Irak und rechtfertigte den Einmarsch der NATO in Afganistan.

Zur Stunde ist bekannt, dass außer Canada, den USA und den Bahamas alle andere Staaten den Übergriff Kolumbiens verurteilen. Die zur Zeit diskutierte Frage ist, ob der Übergriff verwerflich oder verständlich war. Brasilien, Argentinien, Bolivien, Venezuela, Nicaragua und die Dominikanische Republik verurteilen Kolumbien auf stärkste, die USA verteidigen es, Canada und die Bahamas behalten eine neutrale Position. Panama, Guatemala, Peru, El Salvador und Uruguay lehnen den Übergriff zwar ab, wollen aber prüfen, ob die mögliche Unterstützung der FARC durch Venezuela und Ecuador ein relativierender Faktor ist.