Leonardo Nur: Entkommen aus der Gefangenschaft

Karte Valle-ChocoDer Kommandeur Leonardo Nur ist war knapp vier Jahren in Gefangenschaft der Guerillagruppe ERG (Ejército Revolucionario Guevarista) einer Gruppe, die der ELN zugerechnet wird. Am Mittwoch kam Leonardo Nur nach einer Militäroperation frei. In zwei Radio-Interview äußerte er sich zu verschiedensten Aspekten seiner Entführung. An den Tag seiner Entführung, dem 23.05.2003, kann er sich nicht erinnern, er war mit dem Auto unterwegs von Cali Richtung Bogota und ihm wurde seiner Ansicht nach eine Substanz verabreicht, die ihn bewusstlos machte. Am nächsten Tag wachte er in einem kleinem Zimmer auf, in tropischer Hitze. Er war von Valle (der Region um Cali) in den tropischen Bundesstaat Choco gebracht worden. Seither gab es kein Lebenszeichen von ihm, die Guerillagruppe meldete ihn nicht als entführt und stellte auch keine Forderungen. Warum ist unklar, es wird vermutet, dass die ERG entweder sich Informationen vom Kommandeur erhoffte oder vorhatte ihn an eine andere Gruppe „zu verkaufen“. Die ELN ließ am Donnerstag verlauten, dass sie nichts von der Entführung von Leonardo Nur wusste und das die ERG nicht zur ELN gehören würde. In Anbetracht der Umstände (kein Lebenszeichen und keine Forderungen) hatte die Familie von Leonardo Nur das Leben ihres Sohnes bereits als abgeschlossen betrachtet.

Die Guerilla-Splitter-Gruppe besteht aus ca. 100 Kämpfern, sechs davon bewachten Leonardo Nur. Gespräche mit ihm wurden nicht gestattet, er hatte auch keine Möglichkeit Radio zu hören oder Zeitung zu lesen und wusste z.B. nicht, wer der aktuelle Präsident ist. Er berichtete auch, dass in in der betroffenen Region die Guerillas sich untereinander (ERG und FARC) um die Drogenanbaugebiete bekämpften.

In Kolumbien sind die Zahlen der jährlichen Entführungen zwar in den letzten Jahren deutlich gesunken, dennoch sind sehr viele Kolumbianer in Gefangenschaft der Guerilla-Gruppen. Wie viele es genau sind, ist schwer zu sagen, auf der Seite des Radiosenders „Die Stimmen der Entführten“ werden derzeit 1407 Entführte aufgezeigt.

Weitere Informationen von El Tiempo, sowei das Interview von Radio Caracol:
[audio:leonardo-nur.mp3]