Erschossene Campesinos als Guerilleros ausgegeben

Es ist ein offenes Geheimnis: Um Erfolge im Kampf gegen illegale militarisierte Gruppen vorzuweisen, werden auch unschuldige Campesinos erschossen und als Guerilleros (schließt rechte und linke Gruppen ein) ausgegeben.

Wie die Zeitung El Tiempo heute auf ihrer Titelseite berichtet, stieg seit 2002 die Zahl der Campesinos, die durch das Militär ermordet wurden um sie dann als gefallene Guerilleros in der Erfolgsstatistik zu führen. Dies sei eine Folge des Drucks der militärischen Führung auf ihre Einheiten, Erfolge im Kampf insbesondere gegen die FARC vorzuweisen.

El Tiempo Artikel

Die Zahlen sind erschreckend, nach Berichten von 187 Menschenrechtsorganisationen seien zwischen 2002 und 2007 insgesamt 955 Zivilisten getötet und später als gefallene Guerilleros präsentiert worden. Dies seien 60 Prozent mehr als in den 5 Jahren davor.

„In der Vergangenheit verstanden wir dies vor allem als vereinzelte Fälle, verursacht durch Militäreinheiten, die die Kontrolle verloren hatten“, berichtete Bayron Góngora der Washington Post (www.washingtonpost.com – um die Nachricht zu lesen, muss man registriert sein, daher kein Link an dieser Stelle). Bayron ist Anwalt bei Judicial Freedom Corp., einer Anwaltskanzlei aus Medellín, die die Familien von 110 unter zweifelhaften Umständen um´s Leben Gekommenen vertritt.

Anfangs bezeichnete die Regierung Uribe Berichte über ein systematisches Vorgehen als Teil einer internationalen Kampagne um die kolumbianischen Streitkräfte im Verruf zu bringen. Nun erkennt aber auch die Regierung Handlungsbedarf.

Verteidigungsminister Santos erkennt den Tod von Zivilisten an und hat eine Serie von Maßnahmen dagegen ergriffen. So werden die kämpfenden Truppen von nun an von Inspektoren begleitet und die kämpfenden Einheiten in Menschenrechte geschult. Die Militärjustiz greift jetzt effizienter Berichte über getötete Zivilisten auf und überträgt diese an die zivile Staatsanwaltschaft. Zur Zeit untersuchen die verschiedenen Staatsanwaltschaften knapp 1000 Fälle in denen mehr als 700 Soldaten und Offiziere verwickelt sind. Die Staatsanwaltschaft hat über 200 Soldaten festgenommen und im letzten Jahr 13 von ihnen verurteilt.

Innerhalb der Militärführung ist es zu heftigen Diskussionen gekommen, Leichen als Erfolgsmesser zu nehmen. Auch der Verteidigungsminister Santos äußert sich in letzter Zeit öfters dahin gehend, dass das Militär ihren Erfolg an der Zahl der Guerilleros, die ihre Waffen nieder legen messen sollen, anstatt an der traditionell militärischen Art, die Zahl der Gefallenen.

Eins macht er auch immer wieder klar: Ein Soldat der kriminelle Taten begeht ist ein Krimineller und wird als solcher behandelt.

Wird das etwas ändern? Und wie schnell?