Treffen Chavez – Uribe: was ist mit der Geiselfrage?

Freilassung der GeiselnHeute treffen sich die Präsidenten Venezuelas und Kolumbiens im kolumbianischen Punta Ballenas. Offizieller Anlass ist die Eröffnung einer neuen Gasleitung zwischen beiden Staaten. Doch es haben sich einige dringende Themen angesammelt, die sicher ihre Schatten auf dieses Treffen werfen:
– Treffen Chavez – FARC
– StraßenNutzungsgebühren im GrenzeGebiet auf kolumbianischer Seite
– Grenzefragen
– Venezuelas Rückkehr in die CAN (Gemeinschaft der Anden-Staaten)

Ob die beiden Präsidenten Zeit für ein Gespräch unter vier Augen finden werden, ist nicht bekannt. Schließlich nimmt auch Ecuadors Präsident Correa an den Eröffnungfeierlichkeiten teil. Die Öffentlichkeit erwartet jedoch, dass zumindest das für den vergangenen achten Oktober geplante und wieder verschobene Treffen zwischen Chavez und der Guerilla FARC besprochen wird.

Chavez hatte die kolumbianische Regierung offiziell gebeten, ihn zu unterstützen und das Treffen nicht zu erschweren. In seiner saloppen Art rief er Uribe dazu auf, Marulanda, Kopf der FARC, ein Flugzeug bereit zu stellen um zu den Treffen einzufliegen. Kolumbiens Regierung betont zwar wiederholt, dass die Guerilleros unbehindert reisen dürften, aber ein Flugzeug zur Verfügung zu stellen geht doch sehr über die Vorstellung dieser Reisefreiheit. Zumal es sich hier um bedeutungsloses Politikgerede geht. Die kolumbianischen Stellen haben besten Falls Vermutungen wo sich die Guerillaführer aufhalten und können daher keine Reiserouten oder -freiheiten aussprechen. Ebenso würden die Guerilleros keinen Wert auf Uribes OK oder nicht OK zu ihrer Reise legen.

Für sie ist eine großartige Gelegenheit wieder auf internationaler Ebene politisch an präsent zu sein. Eine Konsequenz die Uribe nicht möchte, die aber Chavez mit seinen bedacht unbedachten lockeren Äußerungen der FARC anbietet. So hatte er unlängst Marulanda eingeladen, nach Caracas zu reisen und dort über politische Strategien zu reden. Für Uribe geht dies über sein Mandat an Chavez als Vermittler hinaus, hatte er doch ausdrücklich ermahnt, dass es bei den Treffen zur Freilassung der Geiseln keine politischen Gespräche geben dürfe.

Für das abgesagte Treffen zwischen Chavez und der FARC gibt es keine plausible Begründung. Laut der Unterhändlerin Piedad Cordoba seien ihr die Leitfäden für dieses Treffen nicht greifbar genug und sie meinte damit eine fehlende Weisung aus Bogota. Die kolumbianische Seite gab ihrerseits bekannt, kein offizielles Ersuchen für solche Leitfäden erhalten zu haben.

Was genau damit gemeint wird, bleibt der Öffentlichkeit bisher unbekannt. Sie erkennt nur, dass eine Lösungen der Geiselfrage weiterhin ein politisches Taktieren bleibt und das erhoffte Treffen zwischen dem Vermittler Chavez und der Guerilla FARC vor allem eine Frage des guten Willens der Hauptbeteiligten ist. Die Ausgangslage scheint aber komplizierter zu werden, da Chavez sich als dritter Hauptbeteiligter ins Spiel zu drängen scheint und mit seinem politischen Verständnis über eine mögliche Rolle der FARC ganz bestimmt nicht Uribes guten Willen fördert.

So blicken alle gespannt auf das Treffen in Punta Ballenas. Auch wenn das Thema nicht besprochen werden sollte, die Stimmung und Lockerheit zwischen den beiden Präsidenten wird dann als Indikator für ein baldiges Treffen zwischen Chavez und der FARC herhalten müssen.