Al Gore und sein Kolumbien faux pas

Vor sieben Jahren war er wirklich ein Held. Nach einer langen Zitterpartie verlor er gegen George W. Bush und stürzte die Weltpolitik damit in eine düstere Zukunft. Seine Worte zur Anerkennung liegen mir immer noch in den Ohren und zeugten von einer großen Persönlichkeit. Hinzu kam Gore’s leidenschaftlicher Einsatz für die Umwelt in den vergangenen Jahrzehnten und die erfolgreiche PR-Arbeit für die Umwelt durch den Kinofilm im letzten Jahr.

Was sich Al Gore jedoch letzte Woche geleistet hat ist einfach nur peinlich. Er war eingeladen in Miami gemeinsam mit Kolumbiens Präsident Uribe das Podium zu teilen. Er weigerte sich und sagt die Konferenz ab, laut Aussagen seines Büros, weil er nicht mit Uribe, einem Terroristenunterstützer an einem Tisch sitzen wollen würde. Hintergrund: Am Vortag hatte die kolumbianische Opposition diese (alten) Vorwürfe gegen den Präsidenten erhoben. Diese nahm die Washington Post gerne auf.

Hintergrund des ganzen ist leider nicht die Frage nach Uribes Vergangenheit (aus Spekulationen heraus sollte man als Diplomat keine Schlüsse ziehen), sondern die Abstimmung des Kongresses über das Freihandelsabkommen mit Kolumbien und evtl. die anstehenden Präsidentschaftswahlen. Um den Druck auf den Kongress zu erhöhen gegen das Freihandelsabkommen zu stimmen, das aus Sicht der Demokraten nur Kolumbien nützt, verweigert Gore Uribe eine Sitzung um zu unterstreichen, dass man Bushs Freund Uribe keinen Vertrag unterzeichnen kann. Vielleicht ist es auch der Einstieg in den Präsidentschaftswahlkampf 2008, auch wenn seine Tochter das bezweifelt.

Aus parteipolitischen Gründen mit Ländern und deren Präsidenten zu spielen ist einfach unterste Schublade. Zum Glück haben die Demokraten andere gute Kandidaten, die hoffentlich den Republikanern das Präsidentenamt abnehmen, auf Al Gore kann ich jedoch gerne verzichten!

Noch drei Links zum Thema:
Diskussion in Al Gores Forum (englisch)
Bericht des Wallstreet Journals (englisch)
Schlussoffensive von Uribe um doch noch die US-Unterstützung für das Freihandelsabkommen zu erreichen (spanisch)