Die Vergangenheit von Alvaro Uribe(s Familie)

Ochoa-Uribe

Ochoa ganz links und Santiago Uribe ganz rechts.

In den letzten Tagen ging es politisch heiß her. Man hätte erwartet, dass die Nachrichten auf die Friedensgespräche zwischen der Regierung und der ELN gerichtet wären. Aber es sollte ganz anders kommen. Senator Gustavo Petro von der Partei Polo Democratico erhob schwer Vorwürfe gegen den Präsidenten und seine Familie. Es geht darum, dass Alvaro Uribes Bruder Santiago Uribe auf einem Foto mit Jorge Luis Ochoa, einem der führenden Drogenbaron in den 80er Jahren (das Foto stammt auch aus dieser Zeit) zusammen auftaucht. Hinzu kommen Vorwürfe, dass
der Vater Uribes in seiner Funktion als Leiter der Flugbehörde, Flugerlaubnisse an Flugzeuge aus den damaligen Kartellen gegeben hätte. Des weiteren hätte Santiago Uribe eng mit den Paramilitärs zusammen gearbeitet. Der Bruder des Präsidenten wurde daraufhin bereits untersucht, aber frei gesprochen. Laut Petro war eine Finca der Familie auch Basis der Paramilitärgruppe “Doce Apóstoles”. Petro warf dem Präsidenten direkt vor durch die Gestattung der Convivir-Gruppen in den 90er Jahren den Paramilitarimus konkret gefördert zu haben. Convivir sind Gruppen, die in den 90er Jahren entstanden. Der Bedarf an Sicherheit war für einige Geschäfte groß, da in diesen Zeiten einige Stadtteile von der Polizei vernachlässigt wurden und der Bedarf an privaten Sicherheitskräften wuchs. Später schlossen sich diese Gruppen dem Paramilitär und dessen Dachverband der AUC an.

Uribe reagierte gestern Abend sehr heftig auf die Vorwürfe und wirft der Opposition vor, immer wieder mit den selben Vorwürfen zu versuchen ihn und seine Regierung zu destabilisieren. Er verwies darauf, dass die Vorwürfe nicht haltbar seien, betonte aber auch, dass die Gestattung der Convivir ein politischer Fehler von ihm gewesen sei. Er hat noch einmal verdeutlicht, dass er nie mit den Paramilitärs zusammen gearbeitet hat. Die neuen Vorwürfe führen laut Uribe dazu, dass das Ansehen Kolumbiens im Ausland sinke. Daher, so Uribe, hätte auch gestern Al Gore seine Teilnahme bei der Umwelt-Konferenz, bei dem auch Uribe teilnimmt, abgesagt. Uribe wörtlich: Gore wollte sich nicht mit einem Präsidenten treffen, der den Terrorismus unterstützt. Uribe wirft der Opposition vor, das Gesicht der kolumbianischen Regierung in den USA schwächen zu wollen, so dass der amerikanische Kongress dem Freihandelsabkommen der USA mit Kolumbien nicht zustimmt.

Zusätzliche Brisanz hat die Auseinandersetzung dadurch, dass Gustavo Petro früher in den Reihen der Guerrillero Gruppe M-19 stand und der Vater von Kolumbiens Präsident von Guerrilleros umgebracht wurde (die FARC lehnt die Verantwortung für die Ermordung Uribes Vater allerdings ab). Auch das Datum der Auseinandersetzung ist vielleicht kein Zufall. M-19 steht für “Movimiento de 19 de abril” –> Ist es ein Zufall, dass ausgerechnet am 19. Aprils soviel Bewegung in die Politik gekommen?

Nachfolgend die Aussagen der Kontrahenten aus dem kolumbianischen Radio:

18.04.07
Nachdem Gustavo Petro seine Vorwürfe im Kongress erhebt, schildert er sie im Radio
[audio:petro-uribe1.mp3]

19.04.07
Ausschnitte aus der Reaktion von Alvaro Uribe
[audio:petro-uribe2.mp3]

20.04.07
Gustavo Petro bestätigt seine Vorwürfe gegen den Präsidenten
[audio:petro-uribe3.mp3]

Was meint ihr? Sind die Vorwürfe berechtigt? Ist es der einfache Versuch der Opposition, die Regierung zu schaden? Sollten die Vergangenheit aufgearbeitet werden oder sollte die Zeit lieber in die Bewältigung der Gegenwart gesteckt werden?