Ingrid Betancourt – Lebensbeweise der Geiseln

Ingrid BetancourtIn einem Kommuniqué teilte der kolumbianische Friedenskommisar Restrepo gestern Abend mit, dass drei Guerilleros festgenommen worden waren. Bei sich trugen sie fünf Videos auf denen mehrere der, von der FARC als austauschbar bezeichneten Geiseln zu sehen sind. Unter ihnen sind die französisch-kolumbianische Staatsbürgerin Ingrid Betancourt (ehemalige Präsidentschaftskandidatin), drei amerikanische Staatsbürger und mehrere Angehörige der kolumbianischen Streitkräfte. Sie gehören zu dem kleinen Kreis der 45 von den mehr als 750 über Jahre festgehaltenen Menschen, die FARC im so genannten „humanitären“ Austausch gegen 500 inhaftierten Guerilleros frei zu lassen gedenkt.

Die Videos werden zur Zeit von der Staatsanwaltschaft festgehalten und untersucht. Die Angehörigen der darauf zu sehenden Geiseln sind eingeladen worden, sich die Filme heute anzusehen. Veröffentlicht wurden gestern nur sehr kurze Ausschnitte, in denen neben den Amerikanern eine Ingrid in Ketten gezeigt wurde. Anders als bei den letzten Aufnahmen von ihr vor fast drei Jahren, schweigt Ingrid heute, blickt zu Boden und verweigert den Blickkontakt mit der Kamera. Sie sieht gesundheitlich sehr angegriffen aus. Das Ingrid, im Gegensatz zu den letzten Aufnahmen, in denen sie klar strukturiert und wie immer brillant ihre Meinung zu dem Friedensprozess darstellte und Möglichkeiten aufzeigte, diesmal keinen Kontakt aufnahm wird von einigen Analysten die sie kennen als ein Zeichen der Verachtung gegenüber der FARC und ihre bewusste Absage an der inszenierten Show um die immer wieder angekündigte Freilassung der Geiseln verstanden.

Die Unfähigkeit der FARC zuletzt Hugo Chavez Lebensbeweise der von ihnen festgehaltenen Menschen zu präsentieren führten Alvaro Uribe offiziell dazu, die Vermittlerrolle Chavez als gescheitert zu beenden. Im Vordergrund machte die Öffentlichkeit jedoch Chavez saloppe Art verantwortlich, die Uribe und die kolumbianische Regierung immer mehr zu Statisten in diesem Prozess verkommen ließ, was auch zu großen persönlichen Zerwürfnissen zwischen den beiden Präsidenten führte, wegen derer nun vor allem Chavez die Beziehungen zwischen Venezuela und Kolumbien abbrechen möchte.

Die aufgefundenen Videos werden sicherlich Öl in das lodernde Feuer der gegenseitigen Beschuldigungen gießen und Chavez ein willkommener Beweis sein, dass seine Mission zu früh eingestellt wurde.