Freiheit durch europäischen Druck?

Nachdem zu Beginn der Woche Lebensbeweise einiger Geiseln der Farc, darunter Ingrid Betancourt, in Form von Videos aufgetaucht waren, schaltete sich gestern der französische Präsident zum wiederholten Male ein. Ein Brief, den die ehemalige Präsidentschaftkandidatin an ihre Mutter geschrieben hatte, machte sehr deutlich, wie schlecht es ihr geht: „Eine Frau dem Tod gefährlich nah“ beschrieb Sarkozy Ingrid Betancourt, als er den Chef der Farc Manuel Marulanda alias „Tirofijo“ ermahnte sie freizulassen. Sein Ziel, so betonte er, sei es aber alle Geiseln aus den Händen der Farc zu befreien.

Im Kampf für eine humanitäre Lösung stärkte auch die Europäische Union Sarkozy und Alvaro Uribe den Rücken. „Mit großer Hoffnung auf die Befreiung aller Geiseln blicken wir auf die Kooperation zwischen Frankreich und dem kolumbisnischen Präsidenten…. und beglückwünschen Uribe zu seiner Entscheidung die Initiative im Hinblick auf dieses Ergebnis immer wieder zu ergreifen.“

Die Farc hatte eine Antwort für Sarkozy schon bereit. Das Problem alleine sei Uribe, der nicht an einer humanitären Lösung interessiert sei. Seine Vision sei die gewaltsame Befreiung der Geiseln, wie ja schon der Tod der 11 Abgeordneten zeigen würde. (Diese wurden im Sommer von der Farc erschossen – nach Aussagen der Guerilla-Gruppe aufgrund eines militärischen Angriffs -von dem außer der Farc niemand weiss!) Die Farc weicht von ihrer Forderung eines entmilitarisierten Gebietes nicht ab.

Eine humanitäre Lösung ist das, was Uribe anstrebt. Eine Zone, in der 140.000 Menschen wohnen und die einzigen Waffenbesitzer die Farc sind, es kein Militär gibt-kommt für ihn aber nicht in Frage. Dies stünde in keinem Verhältnis zu der Befreiung der 45 „austauschbaren“ Geiseln (von über 750) betonte Uribe.

Heute folgte dann ein nicht ganz neues Angebot an die Farc, aber mit neuem Druck, denn nun stehen auch die Europäische Union udn die Katholische Kirche hinter dem Präsidenten:
Die kolumbianische Regierung bietet der Farc Folgendes an:

– eine „Begegnungsstätte“ (wörtlich überstezt hört sich das in diesem Zusammenhang sehr seltsam an)
-150 qkm
– in einer ländlichen Zone ohne oder mit sehr wenig Bevölkerung
– unter der Aufsicht von internationalen „Vermittlern“
– ohne Waffen – auch auf Seiten der Farc!

Diese Angebot hat die Farc schon des Öfteren abgelehnt – bleibt abzuwarten, ob sich unter dem internationalen Druck ihre Meinung ändert. Falls nicht, könnte dies vielleicht endlich das Bild der Farc in Europa „ins rechte Licht“ rücken – hatte sie doch erst kürzlich darum gebeten von der Liste der terroristischen Vereinigungen genommen zu werden.