Hugo Chavez auf schwerer Friedensmission
Es begann sich vor drei Wochen abzuzeichnen, jetzt versucht Venezuelas Präsident Hugo Chavez die schier unnahbaren Positionen der kolumbianischen Regierung und der Guerillas FARC und ELN zusammen zu bringen. Dazu hat er den Auftrag und Segen des kolumbianischen Präsidenten Uribe, der ihm gestern in Bogota wichtige „Instrumente“ mitgab. Chavez bemüht sich nun um einen Durchbruch auf zwei voneinander unabhängigen Fronten:
a. Freilassung der FARC-Geiseln (u.a. Ingrid Betancourt)
b. Friedensgespräche zwischen kolumbianischer Regierung und der Guerilla ELN
Vor einigen Wochen kamen erste Gerüchte auf, Ingrid Betancourt befände sich auf venezolanischen Boden. Wie so oft, bestanden sie genauere Ãœberprüfungen nicht, aber auf einmal Stand Hugo Chavez als mögliche Schlüsselfigur bei der Suche nach einer Lösung der Geiselfrage im Rampenlicht. Er bot seine Hilfe als Vermittler an. Es folgte der Besuch in Caracas einer Abordnung von Familienangehörigen der Entführten. Unter ihnen war auch Gustavo Moncayo, der „Läufer für den Frieden“. Venezolanische Regierungsstellen ließen verlauten, die FARC würden sich Chavez als Vermittler vorstellen können. Das Dementi der FARC folgte umgehend, man schätze den venezolanischen Präsidenten sehr, aber dies sei ein kolumbianisches Problem und es müsste daher in Kolumbien verhandelt werden. Wo? Natürlich in den von der Regierung zu räumenden Gebieten bei Cali.
In der Zwischenzeit fuhren sich die Gespräche zwischen der kolumbianischen Regierung und der kleineren Guerilla-Organisation ELN fest. Diese werden auf Kuba geführt; unter Mithilfe der kubanischen Regierung geht es um einen Waffenstillstand. Die ELN rivalisiert mit der FARC, ist in manchen Gebieten in Kämpfen mit der größeren Guerilla verwickelt. Noch vor 10 Tagen hieß es, die Verhandlungen würden kurz vor dem glücklichen Ende stehen, beide Parteien seien sich einig. Doch urplötzlich scheiterte alles an der Frage, ob die ELN ihre Truppen zusammen ziehen solle oder nicht. Die ELN argumentiert, eine Truppen-Zusammenlegung sei zu gefährlich, sie könnten Opfer von Paramilitärs werden. Die Gespräche waren gescheitert.
Die Öffentlichkeit hat sich an dieses hin und her schon gewöhnt und sah auch hier das sattsam bekannte Trommelschlagen ohne Folgen. So passte es auch, dass Hugo Moncayo und den weiteren Familienangehörigen einen Besuch in dieser endenden Woche in Bogota zusagte: Hier sollte mal wieder die Werbetrommel geschlagen werden
Dieser wurde aber, kaum das Hugo Chavez in Bogota eintraf, sehr plötzlich abgesagt. Er traf sich am gestrigen Freitag ausschließlich mit Alvaro Uribe. Das Treffen dauerte viel länger als geplant und beide sollen sich sehr gut verstanden haben. Am Ende des Tages dann die Nachricht: Uribe beauftragt Chavez die Kommunikation mit der FARC zu suchen. Er nannte zwar die bekannten, nicht zur Verhandlung stehenden Punkte: keine Räumung kolumbianischen Bodens an die Guerilla und die Zusage, das freigelassene Guerilleros nicht wieder zu ihren Einheiten zurück dürften. Aber er gab Chavez wichtiges „Werkzeug mit“. Welches dieses Werkzeug ist, wurde nicht bekannt.
Ebenso nahm Uribe Chavez´Angebot an, in den Gesprächen mit der ELN zu vermitteln.
Damit übernimmt Chavez eine Mission, an der schon Generationen kolumbianischer Präsidenten gescheitert sind. Sollte er mehr Erfolg haben? Vorsichtiger Optimismus kommt auf. Dieser wurde untermauert, durch die zeitlich wohl abgestimmte Meldung, dass die FARC Chavez eine Antwort auf sein Angebot zur Vermittlung geschickt haben. Wie die Antwort genau lautet, wollte Chavez nicht mitteilen.