FARC meldet: 11 Geiseln im Kreuzfeuer gestorben
Der gestrige Morgen begann mit einem Paukenschlag. Um 01:30 Uhr teilte die kolumbianische Guerilla FARC mit, dass am vergangenen 18 Juli elf, seit April 2002 in ihrer Gewalt befindlichen Abgeordnete des Landes Valle bei einem Gefecht mit unbekannten Truppen ums Leben gekommen seien.
In dem Schreiben, das über die Nachrichtenagentur ANNCOL verbreitet wurde, leitete sie die Schreckensnachricht mit den Worten ein: „Die irrsinnige Unnachgiebigkeit des Präsidenten Uribe einen humanitären Austausch (inhaftierte FARC-Kämpfer gegen Geiseln der FARC) und seine Strategie einer militärischen Befreiung (der Geiseln) führen zu Tragödien, wie die, über die wir nun berichten.“ Elf der zwölf ehemaligen Abgeordneten des Landes Valle seien während eines Gefechts mit bisher unbekannten Truppen vor 10 Tagen getötet worden. Nur der Abgeordnete Sigifredo Lopez habe überlebt, da er sich zu dem Zeitpunkt der Kämpfe nicht mit der Gruppe befunden habe.
Diese Mitteilung leitete ein Rennen um Aufklärung und Bestätigungen ein, da selbst amtliche Stellen weder Berichte über Kämpfe noch über Opfer hatten. Erst später am Morgen bestätigte die FARC auf ihren Internet-Seiten die Meldung. Sie bedauerte den Tod der seit April 2002 entführten Abgeordneten, sagte den Angehörigen zu, alles was in ihrer Macht stehe zu tun um ihnen die Körper der Verstorbenen so bald wie möglich zu übergeben. Ebenso wiederholten sie ihre Vorwürfe gegenüber der Regierung Uribe, als die Verantwortliche für den Tot dieser elf Menschen.
Die Regierung selbst kann sich nur auf die Meldung der FARC verlassen, da sie über die behaupteten Gefechte keine Informationen hat und erst durch die Mitteilung der FARC vom Tod der Abgeordneten erfuhr. Weder weiß die Regierung wo gekämpft worden sein soll, noch wo die Körper der Verstorbenen sind. In einer Stellungnahme des Präsidenten, machte Uribe daher die Guerilla für den Tod der Abgeordneten verantwortlich. Er sprach von Mord, der nun durch angebliche Gefechte zu einem Unfall gewandelt werden sollte und bat die Staatengemeinschaft, die FARC für diese Untaten zu ächten.
„Wir klagen die FARC öffentlich bei den internationalen Menschenrechtsorganisationen und internationalen Gerichtsbarkeiten für dieses empörende Verbrechen an!“ so der kolumbianische Oberstaatsanwalt.
Die Kolumbianer reagieren mit Entsetzen auf diese unerwartete Meldung. Die Tageszeitungen berichteten gestern noch über den Verzicht der Guerilla ELN auf weitere Entführungen für die Zeit eines beginnenden Waffenstillstands mit der kolumbianischen Armeen. Eine Nachricht, die den Menschen eine stille Hoffnung gab, dass sich vielleicht nun doch die Fronten enthärten und die Verhandlungen mit der kleineren ELN Wege öffnen könnte um auch mit der FARC zu Verhandlungen zu kommen.
Gerade da Uribe zu Beginn des Monats mit der überraschenden Freilassung von inhaftierten Guerillakämpfer einen einseitigen Schritt gemacht hatte um sein Interesse an einer menschlichen Lösung des Konflikts zu bekunden. Zwar qualifizierte die FARC diese Freilassungen als große Show ab und hielt an ihrer oft wiederholten Bedingung, Gebiete zu räumen, bevor verhandelt werden könne. Doch die Hoffnung, dass dies alles nur das übliche Propaganda Getöse sei und im Hintergrund, dank der Hilfe Frankreichs, der Schweiz und Spaniens vielleicht doch die Freilassung der Geiseln vorbereitet werde, keimte leise weiter.
Diese Hoffnungen sind erstmal zerstört. Es werden nun gegenseitige Schuldzuweisungen erwartet und über den Streit um die Übergabe der Leichen eine weitere Verhärtung der Positionen erwartet.